In flirrender Hitze entspinnt sich ein Beziehungsgeflecht von hoher atmospharischer Dichte und subtiler Dramatik. Knisternde Sommerkleider, Meeresschaum und glitzernder Sand – ein entlegener Badeort an der Ostsee und seine malerischen Dunen sind Schauplatz von Keyserlings beruhmtestem Roman. Um die preu?isch-strenge Gastgeberin scharen sich ihre Tochter Baronin von Buttlar samt Ehemann, deren halbwuchsige Kinder und der Schwiegersohn in spe. Generalin von Palikow hat ihre Familie zur Sommerfrische an die Ostsee geladen. Ihr scheinbar unkonventionelles Leben an der Seite des Malers Hans Grill weckt das Interesse und beschaftigt die Phantasien der Feriengesellschaft. In den Fokus der durch Mu?iggang gescharften Aufmerksamkeit gerat rasch die ebenso anmutige wie selbstbewusste Grafin Doralice. Gleich allen seinen Werken bezaubert auch dieser Roman Eduard von Keyserlings (1855–1918) durch eine Atmosphare praller Sinnlichkeit, wechselseitige Spiegelungen von Innen- und Au?enwelt und durch erzahlerische Raffinesse. Lang verborgene Sehnsuchte werden zum immer gleichen Rhythmus der Wellen an die Oberflache gespult – bis am Ende der Urlaubstage nichts ist, wie es einmal war. Ideale Sommerlekture: atmospharisch dicht, sinnlich, anruhrend
2004. Wie leicht sich bei aller Stimmungskunst die Ironie ubersehen lasst, mit der «Wellen» gleichsam unter der Hand zum zeitkritischen, «antiutopischen Manifest» gerat, beschreibt Florian Illies in seinem Nachwort zu dieser Ausgabe.