Als seine Frau stirbt, heiratet er die dominante und herrische Magd Lene, mit der er ein Kind bekommt. Der Bahnwarter Thiel lebt glucklich mit seiner Frau und seinem Sohn Tobias zusammen und fuhrt seinen Dienst stets pflichtbewusst und zuverlassig aus. Einige Zeit spater stirbt Tobias durch Lenes Schuld auf den Gleisen. Lene misshandelt Tobias, und Thiel sieht in einer Wahnvorstellung bereits seine erste Frau mit einem blutigen Bundel uber die Gleise fliehen. Mit Bahnwarter Thiel schrieb Hauptmann eine psychologische Studie, in der er realistisch den Verfall eines Menschen vom pflichtbewussten Kirchganger zum Morder schildert. Nachts erschlagt der Bahnwarter Thiel schliesslich Lene und sein Kind aus zweiter Ehe und wird in ein Irrenhaus gebracht. Als Hauptmann die Erzahlung 1887 schrieb, war er knapp 25 Jahre alt. Tiefe verleihen der "novellistischen Studie", wie der Untertitel des Werks heisst, auch die zahlreichen Symbole und Vorausdeutungen. 2007. Inzwischen ist "Bahnwarter Thiel" der bekannteste Prosatext des Nobelpreistragers.